Kinky 4 Life

Es ist wohl so, dass, wenn der zeitliche Abstand erstmal als tatsächlich wahrnehmbarer Abstand entstanden ist, dieser mitunter quasi unüberwindbar erscheint. Seltsam, nicht?

Dabei braucht es doch nur eine ruhige Minute, eine leere Seite und Finger die über die Tastatur schweben und schon ist dieser Abstand wie weggewischt: was als zeitlich übergroß erscheint, sofort aufgelöst.

So ging es mir, wenn ich immer mal wieder zu meiner Seite, diesem Blog zurückkehrte – “Oh, jetzt sind es schon x Monate” – und aus Monate wurden Jahre.
Ein seltsames Gefühl.
Ein wenig, als hätte man sich selbst zurückgelassen.
Obwohl dieses digitale Eiland wirklich nur ein kleines ist und eben nicht meine komplette Lebenswelt umfasst (wie arm dies doch wäre, wäre das eigene Sein tatsächlich nur auf die Darstellung im digitalen Raum beschränkt..und doch – dank SocialMediawahn + Co scheint dies irgendwie eine Wichtigkeit gewonnen zu haben, welche nicht fassbar scheint…)
Bin ich deswegen weniger präsent? Nein, bin ich nicht. Bin ich deswegen weniger Femdom? Nein, bin ich nicht. Bin ich deswegen weniger kreativaktiv? Nein, ganz definitiv nicht.

Aber trotzdem und gerade deswegen möchte ich mir diesen kleinen digitalen Raum wiederholen.
Möchte diesen Abstand auflösen und mir quasi wieder selbst die Hand reichen. 
Wenig sexy? Wenig aufregend? Uninteressant dies zu lesen? You know what? I don`t care! 😀

Denn wenn dem Lesenden genau dies durch den Kopf ging, nun, dann hat er nicht verstanden, dass es hier einzig und allein um mich geht (und wenn er Glück hat mitunter auch um ihn), aber dies hier weder Unterhaltung, noch zu irgendwelchen Werbezwecken gedacht ist.
Und falls dies gesucht wird, nun: Google ist dein Freund und das Internet weit. F#ck + j*rk off. hf/gl;)

Aber nun zum eigentlichen Thema (ja, gibt tatsächlich eines): 

Lebensrealitäten. Wir alle haben sie (unweigerlich). Und sie alle unterscheiden sich. Mag erstmal profan klingen, aber beim näheren darüber nachdenken ist dies doch wahnsinnig interessant. Für mich ist BDSM und alles was so dazu gehört Teil meiner Lebensrealität seit ich quasi denken kann. Früher natürlich ohne Benennung dessen was es ist, aber doch eben so, dass “wir” aneinander und miteinander gewachsen sind und heute meine normale Lebensrealität bildet. Sitze ich, während ich dies schreibe super aufgestrapst auf dem Sofa? Wäre spannend, gell? Nope.
Tatsächlich sind gerade eher Decke + Hoodie mit einem “Strong Female Lead”-Print meine derzeitige Schreibumgebung. Denn Femdom sein heißt eben nicht nur Heterotopien zu erschaffen (was ich unwahrscheinlich liebe), sondern dies in sich zu tragen, sodass es eben nicht immer nach außen getragen wird/werden muss (na, okay – der Print ist vllt doch ein kleiner Hinweis..;) ) und auch nicht zeitlich begrenzt auf solche “Ausflüge” ist: denn so sehr ich natürlich auch immer wieder mal gerne in alternativen Lebenswelten ala OWK oder Womaniaempire gedankliche spazieren gehe, so sind diese eben genau das: gedankliche Ausflüge, aber nicht mit der tatsächlichen Lebenswelt (dauerhaft) vereinbar.  Aber was dann?
Dieses “in sich tragen” bringt auch eine ganze eigene Form von “Normalität” mit sich: gerade gestern surfte ich so durch einen Onlinehändler bei Etsy und freut mich sehr, dass dieser meine Lieblingsgasmaske in guter Qualität und verschiedenen Farben anbietet (das israelische Modell, wen es interessiert) und ich grübelte darüber nach, welche Farbe nun für mich hier die passendste wäre und mir am besten stünde. Dies wiederum teilte ich einer Freundin von mir digital mit (selbst keine Femdom) und während ich dies tat ging mir auf, wie absurd dies eigentlich sein muss für jemanden, der eben nicht meine Lebensrealität lebt. Für mich absolut normal. Das brachte ein Schmunzeln auf mein Gesicht.
Warum? Weil es selbstgewählt und selbstgestaltet ist, wie eben diese, meine Lebensrealität aussieht. Und das mag ich wirklich sehr.
Das in dieser Körperlichkeit und Ästhetik eine so ganz andere Wertigkeit und Ausprägung haben, als dies von der Gesellschaft so vorgespiegelt wird (wo wir irgendwie wieder beim Thema Socialmediawahn sind..). Das in dieser Lebensrealität Rollenbilder über Bord, oder in den Mixer geworfen werden. Das Zeit in ihrer Relativität tatsächlich erlebbar gemacht werden, durch diese einzigartige Energie die sich nur im BDSM entfalten kann. Und das so etwas wie falsche Scham einfach überhaupt keinen Platz hat (was nicht heißt, dass ich ein zartes Erröten bei meinem Gegenüber mitunter nicht doch sehr schätze – Betonung hier auf “falsche”) und damit eine enorme Freiheit im menschlichen Sein Platz macht.
Und das war für mich gestern mal wieder ein Aha-Moment. Ich stoße da in meinem Alltag natürlich immer wieder drauf, aber gestern eben in ganz positiver Weise. Denn natürlich ist mir klar, dass ich mir hier eine sichere Bubble geschaffen habe, welche aber genau das ist: eine Bubble die an die “andere” Lebenswelt grenzt und mitunter auch schmerzlich bewusst werden lässt, wie viel doch außerhalb dieser schief läuft. Ich fange hier gar nicht erst an aufzuzählen was, sonst wird das hier a) doch sehr lang und b) bekomme ich direkt schlechte Laune. Und das wollen wir alle nicht..;)
Ich halte es hier mit Foucault und suche mir eben gezielt meine Nische bzw Leerstelle in eben dieser Gesellschaft, in welcher wir alle leben und damit aktiv mein Leben zu einem Kunstwerk zu gestalten.
Worauf ich dann heute stieß und mir damit irgendwie dachte “nun aber”: mein “Jubiliäumstext” aus 2018 zu einer Dekade Fräulein Lilly.
Nächstes Jahr sind es dann 15 Jahre.
Und da dies irgendwie “so passiert” ist, untermauert ebenfalls: alles richtig gemacht.
Kinky 4 Life.

Ich freue mich auf die Zukunft!

FL

 

 

 

 

 

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