Das Fräulein verabschiedet und bedankt sich…

Ich habe nun einige Zeit darüber nachgedacht, ob ich diesen Eintrag schreiben soll. Das dieser hier zu lesen ist, spricht dafür, dass ich mich dazu entschlossen habe dies zu tun um nicht den/die eine/n oder andere/n zu überrumpeln.

Um es abzukürzen: Termine sind nur noch bis Ende Dezember bei mir möglich. Danach nicht mehr.

Warum? Der Versuch einer Antwort:
Wer ein wenig unsere Gesetzgebung im Blickwinkel des Auges hat, hat wohl mitbekommen, dass seit dem 1.7.17 das neue ProstSchGesetz in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz beinhaltet die Anmeldepflicht eines jeden tätigen bis zum 31.12.17, darüber hinaus das Mitführen eines Lichtbildausweises (eine sehr geschätzte Kollegin betitelte diesen treffenderweise als “F*ckführerschein”), eine jährliche Untersuchung, sowie die Beratung über Ausstiegschancen “aus dem Milieu”. Darüber hinaus ist die Registrierung bei allen Ämtern geführt und einsehbar und die Justiz hat rund um die Uhr freies Zutrittsrecht zu allen (auch privaten) Räumlichkeiten..dies nur mal so als Auszug aus den “Schutzmaßnahmen” die so angediehen werden sollen.

Was das mit mir zu tun hat? Sehr gute Frage. Aber laut Gesetz falle ich als klassische Domina genauso darunter, wie jede Tantramasseurin, Sexualbegleiterin oder Dame vom Straßenstrich – es werden keinerlei Unterschiede gemacht. Camgirls, Stripperinnen und sonstige “erotische Performance” im Übrigen nicht.
Ich könnte hier nun lang und breit auf einzelne Punkte des Gesetzestextes eingehen und wie unsinnig  (nicht nur für mich, in meinen Augen) und geradezu menschenverachtend sich diese pseudofeministische Idee (Danke Frau Schwarzer – ich habe mich nie in einer Opferrolle gesehen, bis Sie mich dazu machen wollten – eventuell würde Ihnen die Lektüre des modernen Feminismus mal gut tun…wobei..starten Sie am besten mit der Diskurstheorie von Foucault und arbeiten Sie sich hoch zu Butler – wird definitiv nicht schaden) ist, aber das haben andere Menschen an anderer Stelle bereits ausführlich getan und ändert nichts an dem Umstand: ich mache das nicht mit.

Weder möchte ich mich verstecken, noch möchte ich mich  (oder meine Gäste) in eine exponierte Lage bringen. Diese angedachte Reduktion tut weh und nimmt jeglichen Schutzraum der doch so sorgsam erdachten Heterotopie meines Tuns.

Ich liebe und lebe meinen BDSM. Ich bin Fetischistin, Femdom, Sadistin. Daran wird sich nichts ändern. Als professionelle Domina werde ich aufgrund der politischen Umstände nicht mehr weiter agieren können. Und damit eben auch keine Sessions mehr abhalten.
Ich bin damit nicht allein – viele, geschätzte Kolleginnen haben sich bereits zurückgezogen und weitere werden folgen.
Die Entscheidung fällt nicht leicht und doch ist sie die einzig mögliche um das Besondere besonders zu halten und dem Erlebten den Respekt zu zollen, den es verdient.

Ich möchte mich schon jetzt bei allen Menschen bedanken, welche mich über die nun fast neun Jahre begeleitet haben.  Ich bin dankbar für jede Erfahrung – haben mich diese doch zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

Für all diejenigen, welche mich aus der Ferne beobachten und doch noch einen Termin möchten: zögert nicht zu lange, sehr viel Zeit bleibt nicht mehr.

Was bleibt sind die Erinnerungen. Die Träume, die Phantasien. Erlebtes, erdachtes und gefühltes  – dies werde ich hier weiter mit euch teilen. Ein wenig Zeitlosigkeit in dieser doch so hektischen Zeit.

Was passiert mit meiner Website?
Diese wird bestehen bleiben. Quasi eine Erinnerung an vergangene Zeiten. Ab und an wohl mal ein paar neue Bilder und in regelmäßig, unregelmäßigen Abständen ein paar Gedanken.

Ich danke euch. Ich danke dir.

Es grüßt mit etwas schwerem Herzen,
Fräulein Lilly

Wir leben in einem System, in dem man entweder Rad sein muß oder unter die Räder gerät. (Nietzsche)

2 Comments

  1. Hi Lilly,
    Dani hier ich hoffe du kannst dich noch an mich erinnern.
    Wir hatten viele netten Stunden im Tbz und im centric.
    Leider haben wir uns in letzter Zeit ziemlich aus den Augen verloren.
    Umso mehr bedauere ich diesen Abschieds Eintrag kann aber durchaus die Gründe verstehen und nachvollziehen.
    Ich möchte dir auf diesem Weg für alles danken und wünsche dir auf deinem zukünftigen weg alles erdenklich gute.
    Du kannst mir gerne eine Nachricht auf meine Mail schreiben würde mich total freuen.
    Liebe Latex Grüße
    Dani

  2. Liebe Fräulein Lilly
    Wie tragisch krank müssen diese Politiker denn sein? Hoffentlich wird dieser Blödsinn wieder entschärft und hoffentlich schwappt es nicht auch noch auf die Schweiz über.
    Ich hoffe für Dich, dass Du Deine Passion in irgendeiner Form anders weiterleben kannst und nicht allzu unglücklich wirst. Menschen können krank werden wenn man ihnen etwas wegnimmt was sie begehren und glücklich macht. Dies ist auch der Grund, warum ich mich schweren Herzens von meinen Kindern trennen musste. Aber meine Neigungen waren einfach zu präsent um diese weiterhin im Versteckten ausleben zu müssen.
    Als passionierter Gummi- Plastik- Klinik- Regenbeckleidungs- und Windelsklavenfetischist 🙂 (langes Wort) habe ich leider bisher noch nicht die richtige Lady gefunden. Aber ich kann wann immer mein Ding durchziehen und bin frei.

    Es wäre schön zu lesen wie es Dir geht und was Du so machst jetzt.

    Herzliche Grüsse und alles Gute

    Hans

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